Krankheit, eine Störung des normalen Zustands eines Organismus, die eine oder mehrere seiner Funktionen aufhebt oder beeinträchtigt.
Die Definition von K. unterliegt starken historischen und kulturellen Schwankungen. (So wurde z. B. die Homosexualität erst 1991 aus der Internationalen Klassifikation der Krankheiten ICD entfernt.)
Einteilung nach Verlauf
Eine K. kann akut, also im Verlaufe einiger Stunden oder Tage, beginnen. Die akute K. kann folgenlos ausheilen, Defekte zurücklassen oder in einen chronischen Verlauf übergehen. Manchmal wird auch der Begriff perakut (foudroyant) für einen besonders plötzlichen, blitzartigen Beginn gebraucht, subakut bezeichnet dagegen eine Mittelstellung zwischen akut und chronisch. Chronische K. können ohne weitere Verschlechterung über viele Jahre bestehen bleiben (chronisch persistieren) oder aber den Gesundheitszustand immer weiter schädigen (chronisch progredient oder chronisch aggressiv verlaufen). Akute K. können über einen längeren Zeitraum immer wieder von neuem auftreten, einen chronisch rezidivierenden Verlauf nehmen. Chronische K. können sich durch hinzutretende akute K. verschlechtern (exacerbieren), ruhende Krankheitsherde durch akute oder chronische K. reaktiviert werden (z. B. die Tuberkulose durch AIDS oder den Diabetes mellitus).
Einteilung nach Krankheitsursachen
Viren, Bakterien, Einzeller u. a. verursachen Infektionskrankheiten. Physikalische Ursachen sind Hitze, Kälte, elektr. Strom und ionisierende Strahlen, Verätzungen und Vergiftungen haben chemische Ursachen.
K. können durch Veränderungen des genetischen Materials entstehen: Diese Veränderungen sind entweder schon bei der Geburt vorhanden (Erbkrankheiten) oder entstehen erst im Laufe des Lebens (bösartige Tumore).
Embryopathien sind Schädigungen des Ungeborenen im Mutterleib während der ersten drei Monate der Schwangerschaft, des Zeitraums der Organentwicklung; sie wirken besonders gravierend (z. B. Rötelnembryopathie). Fetopathien entstehen im Zeitraum des Größenwachstums nach Abschluß der Embryonalperiode bis zur Geburt.
Umweltfaktoren wie Überernährung, Mangel an Bewegung, Zigarettenrauchen und Alkohol führen zu den sog. Zivilisationskrankheiten der westlichen Industriegesellschaften wie Herzinfarkt und Zuckerkrankheit. Die Verschmutzung von Luft und Wasser, Fehl- und Mangelernährung sind neben den Infektionskrankheiten häufige Verursacher von Krankheiten in der sog. Dritten Welt.
Berufskrankheiten enstehen durch schädliche Einflüsse am Arbeitsplatz, z. B. der Inhalation von Asbestfasern oder Steinstaub. Auch soziale Einflüsse wie Arbeitslosigkeit, Diskriminierung und Verlusterlebnisse können K. hervorrufen.
Viele, wenn nicht die meisten K, sind durch die Kombination mehrerer der genannten Ursachen bedingt. So schafft die genetische Veranlagung die Voraussetzung für die Entstehung des Erwachsenendiabetes, zum Ausbruch kommt die Erkrankung aber erst, wenn auch Umweltfaktoren wie übermäßige Ernährung hinzutreten. Eine Reihe von Krankheitsursachen ist völlig ungeklärt (kryptogen) (z. B. Multiple Sklerose).
Das Immunsystem dient der Abwehr von Infektionen und Tumoren, kann aber auch selbst Krankheitsursache sein. Der eigentliche Schaden bei einer Infektionskrankheit wird oft nicht durch den Erreger selbst, sondern durch die „überschießende“ Reaktion der körpereigenen Abwehr hervorgerufen.
Zweiterkrankungen nach überstandener Infektion entstehen, weil körpereigene Gewebe, die strukturelle Ähnlichkeit mit dem Erreger haben, vom Immunsystem angegriffen werden (Kreuzreaktion). So entsteht z. B. die Glomerulonephritis (Nierenerkrankung) nach überstandenem Scharlach. Bei anderen Autoimmunkrankheiten sind keine vorausgegangenen Infektionen nachweisbar, so z. B. bei der Primär Chronischen Polyarthritis (PCP, Rheuma i. e. S.).
Symptom, Syndrom und Morbus
Symptome sind Anzeichen von K., Fieber, Schmerzen, Funktionsausfälle etc.. Treten bestimmte Symptome häufig in der gleichen Konstellation auf, so spricht man von einem Syndrom. Kann einem Syndrom eine spezifische Ursache (Ätiologie) zugeordnet werden,wird aus dem Syndrom eine K. (Morbus). Leider wird diese Terminologie nicht einheitlich verwendet. So ist z. B. die Ätiologie des Down Syndroms aufgeklärt: Das 21. Chromosom ist abnormal dreifach vorhanden (Trisomie 21). Dennoch ist die Bezeichnung Morbus Down gänzlich unbekannt.
Krankheit und Risikofaktor
Risikofaktoren sind Krankheitsdispositionen: Ein erhöhter Blutdruck, ein erhöhtes Serumcholesterin oder das Zigarettenrauchen führen mit einer statistisch erhöhten Wahrscheinlichkeit zu einer Atherosklerose und damit zu K. wie Herzinfarkt, Schlaganfall und arterieller Verschlusskrankheit. Solange keine Beeinträchtigung der körperlichen Funktionen bestehen, sind diese Risikofaktoren keine K.. Dennoch hat sich im allgemeinen, medizinischen und auch versicherungsrechtlichen Sprachgebrauch die Definition des Bluthochdrucks ohne Symptome als K. eingebürgert. Neuere epidemiologische Forschungen führten zu weiterer Verwirrung. So zeigte sich, dass eine Absenkung des Cholesterinspiegels unter den Normalwert (entspricht dem Durchschnittswert der untersuchten gesunden Population) die bestmöglichste Prävention von Herzkreislauferkrankungen bietet. Einen großen Teil der Bevölkerung als krank zu bezeichnen, der keinerlei Beschwerden aufweist, wird von Kritikern als unzulässige Ausweitung des Krankheitsbegriffs angesehen.
Krankheit, auf der Ebene der Zellen betrachtet
K. schädigen einzelne Zellen oder Zellverbände (Gewebe). Der Zelltod (Nekrose) kann relativ harmlose Konsequenzen haben (Schürfwunde) oder lebensbedrohlich sein (Herzinfarkt, Schlaganfall). Die Schädigung des Erbguts einer einzigen Zelle durch ionisierende Strahlung, krebserregende Substanzen u. a. kann zur Entwicklung eines bösartigen Tumors führen. Durch eine übermäßige Flüssigkeitsansammlung im Zell – Zwischen –Raum (Ödem) infolge Entzündung, Verletzung (Trauma) u. a. entstehen Zellschäden durch Störungen des Zellstoffwechsels. Eine Hypertrophie entsteht, weil einzelne Zellen sich vergrößern, z. B. die Schilddrüsenzellen bei Jodmangel. Eine Hyperplasie bezeichnet die krankhafte Vergrößerung eines Organs durch vermehrte Zellteilung, z. B. bei der Prostatahyperplasie.
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