Sir Ronald Ross (* 13. Mai 1857 in Almora, Indien; † 16. Sept. 1932 in Putney Heath, jetzt: London, Engl.), britischer Arzt und Entdecker der Beziehung zwischen der Anophelesmücke und der Erkrankung an Malaria, Medizinnobelpreisträger des Jahres 1902.
Jugend
R. kam als Sohn eines englischen Soldaten in Indien zur Welt, ab dem 8. Lebensjahr wurde er ins Internat nach Southampton in England geschickt. Als Schüler soll er sehr verträumt gewesen sein, er soll sich vor allen Dingen für das Dichten von Lyrik, das Komponieren und das Malen interessiert haben.
Medizinstudium und Schiffsarzt
Von 1874 bis 1879 studierte R. Medizin am St. Bartholomew Krankenhaus in London, auf Vorschlag seines Vaters und nach eigenem Bekunden recht lustlos. Er bestand das Medizinexamen nach nur drei Tagen intensiver Vorbereitung. Zu einer Tätigkeit als Militärarzt war aber auch noch das Apothekerexamen notwendig, das er erst im zweiten Anlauf und nach zwei Jahren Arbeit als Schiffsarzt 1881 bestand.
Als britischer Militärarzt in Indien
Im selben Jahr nahm er eine Stelle als britischer Militärarzt an und wurde nach Madras entsandt, einer Region Indiens, in der Malaria zu der damaligen Zeit weit verbreitet war. Die Malariakranken Soldaten wurden mit Chinin behandelt, der damaligen schon recht wirksamen Standardtherapie. Das Wort Malaria kommt aus dem Italienischen für male = schlecht und aria = Luft, bedeutet also schlechte Luft und kennzeichnete die Vorstellung der damaligen Zeit, dass die Krankheit durch das Einatmen schlechter Luft in sumpfigen Gebieten entsteht. In der Zeit zwischen 1881 und 1894 wurde der junge Militärarzt an viele Orte in Indien versetzt, seine Vorschläge zur Reduzierung der Moskitoplage in den Unterkünften durch Bekämpfung der Brutstätten der Mücken wurden mit Hohn quittiert.
Neben seiner ärztlichen Tätigkeit erforschte er die Malaria und schrieb auch noch eine Reihe recht populärer Abenteuergeschichten. 1889 erhielt R. eine Weiterbildung in England in der noch jungen Wissenschaft der Bakteriologie. Er lernte bei diesem Aufenthalt, ein Mikroskop zu benutzen und seine Frau Rosa kennen. Zusammen hatten sie 4 Kinder: Zwei Söhne und zwei Töchter.
Laveran Erreger
Bei einem längeren England Aufenthalt 1894/95 lernte R. den Kollegen Dr. Patrick Manson kennen und freundete sich mit ihm an. Manson war ein Spezialist für Tropenkrankheiten und führte R. in die neueren Erkenntnisse der Malaria Forschung ein. Ein französischer Arzt, Charles Laveran, hatte gerade den Erreger der Malaria, das Plasmodium oder Laveran Keim, wie er damals genannt wurde, in den roten Blutzellen der Kranken entdeckt. Der Übertragungsweg war allerdings völlig unbekannt. Manson war davon überzeugt, dass ein Moskito nur einmal sticht, eine Übertragung durch den Stich einer Mücke kam also nicht in Frage.
Moskito – Day: Die Aufklärung der Malariainfektion
Im März 1897 erkrankte R. selbst an Malaria, kurze Zeit später an Cholera. Im selben Jahr, am 20. Aug. 1897, fand er den Malariaerreger unter dem Mikroskop im Magen einer Anophelesmücke, die er selbst zuvor einen Malariakranken hatte stechen lassen. Er feierte diesen Tag fortan als Moskitotag.
Am 18. Dez. 1897 erschien seine neue Erkenntnis in einem Aufsatz im British Medical Journal, auch damals schon eine angesehene wissenschaftliche Publikation.
1898 erhielt R. ein Labor in Kalkutta. Dort las er den Aufsatz eines amerikanischen Forschers, der Malaria bei Vögeln festgestellt hatte. R. unternahm Übertragungsversuche bei Vögeln und übertrag Malaria von einem Vogel auf den anderen durch Mücken, die zunächst den kranken Vogel und dann den gesunden gestochen hatten. Als er dann noch Malariaerreger im Blut und in den Speicheldrüsen der Mücken nachgewiesen hatte, war der komplizierte Vermehrungszyklus der Plasmodien aufgeklärt: Die Mücke nimmt den Erreger mit dem Stich beim Malariakranken auf, er vermehrt sich im Magen, wird über das Blut der Mücke zu den Speicheldrüsen transportiert, um beim nächsten Stich einen weiteren Patienten mit Malaria zu infizieren. Im Juli 1898 trug sein Freund Manson die neuen Erkenntnisse auf der Versammlung der British Medical Association (BMA) vor.
Anophelesmücke
Zurück in England
1899 kehrte R. zurück nach England, Manson hatte ihm eine Stelle am Tropeninstitut in Liverpool besorgt. Enttäuscht von der Bezahlung eines Forschers, zog er 1912 nach London um, um seine Einkünfte zu verbessern. Dort war er zunächst am King’s College Hospital tätig, später wurde er Leiter des Ross Instituts und Krankenhauses für tropische Krankheiten in Putney Heath und starb dort 1932, ein Jahr nach seiner Frau, im Alter von 75 Jahren.
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