Eine Entzündung des Herzmuskels kann eine Vielzahl von Ursachen haben: Am häufigsten in unseren Breiten sind Virusinfekte. Die Symptome reichen von leichtem Unwohlsein bis hin zum Herzversagen, das nur noch durch eine Herztransplantation zu beherrschen ist; gelegentlich ist die Myokarditis auch die (unerkannte) Ursache eines plötzlichen Herztodes. Wegen der vielfältigen Symptomatik ist die genaue Häufigkeit der M. unbekannt, Statistiken aus den USA fanden in 1 bis 1,5 % der Fälle eines plötzlichen Herztodes eine Myokarditis als Ursache.
Viren, Bakterien, Rheuma und Medikamente
In vermutlich rund 50 % der Fälle tritt eine Myokarditis im Gefolge eines Virusinfektes, z.B. der Atemwege auf. Häufig wird der Coxsackievirus Typ B gefunden, aber auch Grippe-, Ebstein-Barr-, Herpes- und Windpocken (Varizella-Zoster) – Viren werden als Ursache nachgewiesen. Der HI-Virus, Erreger der Immunschwächekrankheit AIDS, kann sich in manchen Fällen im Herzmuskel vermehren, ohne dass eine Entzündung nachweisbar wäre. (Bisweilen löst aber auch der AIDS-Erreger Entzündungen im Herzmuskel aus.)
Bakterien sind seltener die Ursache: Weltweit am häufigsten kommt es im Rahmen einer Diphterie zu einer Entzündung des Herzmuskels. Aber auch andere Bakterien wie Streptokokken, Staphylokokken, Salmonellen und Brucellen infizieren das Herzmuskelgewebe. Die Chagas Krankheit, die in Südamerika weit verbreitet ist, führt zu einer Myokarditis durch den Einzeller Trypanosoma cruzi. Die durch Zecken übertragenen Borrelien können ebenfalls zum Auslöser werden.
Eine Reihe von Medikamenten kann zu einer Myokarditis durch eine Überempfindlichkeitsreaktion führen, andere führen zu einer direkten Schädigung der Herzmuskelzellen. Kokain, Blei und Arsen sind potentiell auslösende Substanzen.
Bisweilen greifen körpereigene Abwehrzellen den Herzmuskel an: Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis oder die akute Abstoßungsreaktion eines transplantierten Herzens führen zu Entzündungen des Herzmuskels.
Abgeschlagenheit, Luftnot, Muskelschmerzen
Viele Patienten mit einer Myokarditis haben so wenig Beschwerden, dass sie deswegen nicht den Arzt aufsuchen, die Diagnose in diesen Fällen wird dann eher zufällig gestellt. Mehr als die Hälfte alle Patienten berichtet einen abklingenden Virusinfekt. Sie klagen über eine ungewöhnliche Müdigkeit und Schwäche, manchmal auch ungewöhnlich lang anhaltende Muskelschmerzen und eine leichte Atemnot bei Anstrengung. Etwa ein Drittel aller Patienten klagt über Schmerzen im Brustkorb, manchmal sind diese so stark, dass ein Herzinfarkt befürchtet wird. Über Herzklopfen und Herzstolpern wird oft geklagt, manchmal ist sogar eine plötzliche Ohnmacht aufgetreten.
In sehr schweren Fällen besteht heftige Luftnot, der Patient kann nur noch im Sitzen Luft bekommen, an Hinlegen ist nicht zu denken.
Bei Kleinkindern und Säuglingen sind die Symptome oft noch unspezifischer: Manchmal äußert sich die Myokarditis nur durch schlechtes Trinken, Fieber und vielleicht angestrengte oder beschleunigte Atmung. Eine Zyanose (Blaufärbung) der Lippen zeigt einen schweren Verlauf mit Versagen der Pumpfunktion des Herzens an.
Schwierige Diagnose
In den meisten Fällen kann eine Myokarditis nur vermutet, nie so recht bewiesen oder ausgeschlossen werden. Die einzige sichere Methode zum Ausschluss einer Myokarditis ist die Entnahme einer Gewebeprobe aus dem Herzmuskel mit anschließender Untersuchung unter dem Mikroskop. Da dies eine recht eingreifende Untersuchungsmethode ist, wird sie nur in sehr schweren Fällen mit einer rapiden Verschlechterung und schlechtem Ansprechen auf die Therapie durchgeführt.
Die Kernspintomografie des Herzens steht in ihrer Spezifität an zweiter Stelle, ist aber bei weitem noch nicht flächendeckend verfügbar.
Das EKG zeigt Herzrhythmusstörungen und Veränderungen der sog. ST-Strecke, die allesamt auf eine Myokarditis hinweisen, sie aber nicht beweisen können.
Das Echokardiogramm, die Untersuchung des Herzens mit Ultraschall kann abnorme Herzwandbewegungen und eine Verminderung der Herzfunktion zeigen, der Ausschluss einer Myokarditis ist mit diesem Verfahren nicht möglich.
Die Blutwerte zeigen in 60 % der Fälle eine Erhöhung der Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG) als Anzeichen einer Entzündung, in 25 % der Fälle besteht eine Vermehrung der weißen Blutkörperchen. Troponin T und die Creatininkinase (CK), die bei einem Herzinfarkt den Untergang von Herzmuskelzellen anzeigen, sind bei einer Myokarditis nur in den wenigsten Fällen erhöht.
Behandlung richtet sich nach Symptomen und Ursachen
Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Herzmuskelschädigung. In leichten Fällen reicht körperliche Ruhe bis zum Verschwinden der EKG-Veränderungen. Bei gravierenden Herzrhythmusstörungen ist eine Monitorüberwachung im Krankenhaus erforderlich. Kann das Herz nicht mehr richtig pumpen, tritt also eine Herzinsuffizienz auf, so wird diese medikamentös mit wassertreibenden Mitteln, ACE-Hemmern, Betablockern etc. behandelt. In sehr kritischen Fällen ist intensivmedizinische Behandlung, manchmal sogar eine Herztransplantation erforderlich.
Behandelbare Ursachen werden so weit wie möglich therapiert: Antibiotika bei bakteriellen Infektionen, Giftentfernung bei Vergiftungen und das Abwehrsystem hemmende Mittel (Immunsupressiva) bei rheumatischen Erkrankungen. Die Gabe von Kortison bei bei denen durch Viren bedingten Erkrankungen verschlechterte den Verlauf.
Prognose: Myokarditis ist oft eine ernste Erkrankung
Bei Patienten mit einer Herzinsuffizienz hängt die Prognose vom Ausmaß der erhaltenen Pumpfunktion ab. Etwa die Hälfte der Patienten verbessert sich unter der Therapie, ein Viertel kann lediglich stabilisiert werden, bei einem weiteren Viertel verschlechtert sich die Erkrankung zunehmend weiter trotz Therapie.
Chronische Verläufe führen zum Bild der sogenannten dilatativen Kardiomyopathie, einer Erkrankung mit chronischer Schwächung der Herzmuskulatur und Erweiterung der Herzinnenräume.
Insgesamt ist die Beurteilung der Prognose vor allem bei den leichten Fällen sehr schwer, weil viele nicht in ärztliche Behandlung oder in klinische Studien geraten. Die ganz überwiegende Anzahl der leichten Fälle erholt sich sicher vollständig.
Die deutsche Leitlinie der Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie nennt eine Sterblichkeit von 25 % für die Myokarditis im Kindesalter – ein Wert, der sicherlich dazu führen sollte, die Krankheit sehr ernst zu nehmen.
Vorbeugung kaum möglich
Eine echte Vorbeugung gibt es nicht. Mit einem akuten Virusinfekt sollte man sich schonen, es gibt Hinweise darauf, dass körperliche Überanstrengung die Entstehung einer Virusmyokarditis fördert.
Links
emedicine: Myocarditis (engl.)
AWMF online: Leitlinie Myokarditis der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie
Ich habe mal eine Myokarditis bei einem Bodybuilder gesehen, der sich mit allerlei Präparaten p.o. fütterte und dazu noch Testosteron spritzte. Eine Recherche ergab, dass Fälle von Testosteron-Anwendung und Myokarditis wohl schon aufgetreten sind. Eine andere Ursache ließ sich bei dem Muskelmann nicht eruieren. Es ist übrigens unglaublich, wieviele junge Männer, die etwas trainierter aussehen, auf gezielte Nachfrage zugeben, dass sie Testosteron spritzen, weil sie ihren Trainingserfolg maximieren wollen, möglichst viel in kurzer Zeit…
Habe gerade (August 2008) eine angebliche Myokarditis überstanden.
Da keine Biopsie gemacht wurde (nur MRT) konnten keine abschließende Diagnose gestellt werden. Kathederuntersuchung zeigte keine verschlossenen/verengten Kranzgefäße. Auswurfleistung war bei 47%.
Symptome waren ähnlich wie bei Herzinfarkt mit Schmerzen/Druck in der linken Brust sowie Ausstrahlung in den linken Arm. T und CK waren erhöht.
Vorgeschichte:
seit 12 Jahren wandernde, juckende Hautausschläge; immer von Herbst bis Frühjahr. Nie im Sommer aufgetreten. Lokaler Befall verschiedenen Körperzonen, normalerweise ausgehend vom linken Fußknöchel. Ferner in Dammbereich, an der Hüfte, im Schambereich, am Unterbauch und unter den Ohrläppchen. Aber niemals an allen Stellen gleichzeitig auftretend, sondern nacheinander.
Bisher keine Ursache seitens der Ärzte feststellbar. Auf meinen Verdacht es könne ein residenter Virus ähnlich Herpes sein, wurde bisher nicht eingegangen.
2003 Einlieferung ins Krankenhaus wg. Drehschwindel.
2005 Einlieferung ins Krankenhaus wg. massiver Tachykardie plus Vorhofflimmern. Seit dem ACE Hemmer und Antiarrhythmika.
Von Sommer 2007 – Oktober 2008 keine Beschwerden wg. Hautausschlag gehabt. Jetzt ist der wieder da. D.h. nach Ausheilen der Myokarditis? ist der Ausschlag wieder aufgetreten.
Bin echt ratlos. Komplettes Antikörper-screening wird von der Krankenkasse nicht übernommen und mein Hausarzt ist von meiner Theorie immer noch nicht überzeugt.
Also was tun?
Grüße
Don Rolf
Lieber Don Rolf, es ist leider unmöglich, ohne Untersuchung und persönliches Gespräch eine Diagnose zu stellen und/oder eine Therapieempfehlung zu geben. Das gilt besonders bei Hauterkrankungen – die muss der Arzt einfach mal gesehen haben, sonst kann man nichts Vernünftiges dazu sagen.
Nerv Deinen Hausarzt 🙂 , er wird einen Weg finden..
Hatte vor 6 wochen eine perimyokarditis mit erguss.
Die ursache dafür war mehr oder weniger unbekannt. Die Ärzte vermuteten eine Virusinfektion. Hab jetz keinerlei Beschwerden mehr, nur wurde mir weiters bis neujahr verboten mich körperlich anzustrengen. für mich jedoch etwas zu lange. kann man den regenerationsprozess nicht beschleunigen?
mfg Lukas
Nein, beschleunigen kann man den Genesungsprozess nicht ! Ihre Ärzte wollen nur sicher gehen, wenn Sie Ihnen zur Schonung raten.
Angesichts Ihrer Ungeduld vermute ich, dass sie noch relativ jung sind – und Sie wollen doch noch das Rentenalter erleben?
Neujahr ist doch gar nicht mehr so weit weg, oder? (Gestern rief der Erste an und fragte, wo ich den Jahreswechsel zu feiern gedenke.)
also ich kann nur jedem raten sich zu schonen, wenn er diese Diagnose bekommt.
Für meinen Mann kam sie zu spät, er hatte keine Anzeichen für eine Krankheit, keine Erkältung, keine Durchfallerkrankung o.ä. irgendwann mußte er sich übergeben, jeder dachte er hätte was schlechtes gegessen und so hat er sich dann schlafen gelegt was man ja so macht wenn es einem nicht gut geht,wer denkt schon an was schlimmes…als wir nach einer halben Stunde nach Ihm schauten hatte er schon einen sehr swchwachen Puls usw.Der herbeigerufene Notarzt hat noch sein bestes getan aber vergebens… Es wurde bei der Obduktion eine Myokarditis festgestellt und mein Mann war gerade mal 36…und hatte wie gesagt überhaupt keine Anzeichen für irgendeine Erkrankung…
Also bitte an ALLE!!! nehmt die Anzeichen eures Körpers ernst, und geht lieber einmal mehr zum Arzt…
Hallo,
ich hatte in meiner Kindheit eine Myocarditis, von welcher Narben zurückblieben. Nun bekam ich nach der Diagnose Brustkrebs eine CE-Chemo. Seither schaut mein EKG noch schlechter aus (negatives T in allen Ableitungen, Auswurfleistung 47%) als vorher. Außerdem fühle ich mich derzeit nach einer Verkühlung im Hals- Nasenbereich besonders schlecht. Hat jemand vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht?
Liebe Grüße
Monika
Guten Tag,
Ich habe im November eine leichte Lungenetzündung gehabt und bin nach Absetzung der medikamente wieder ins Training (Laufen, Schwimmen, Fussball, Badminton) eingestiegen.Ich muss dazu sagen, dass ich relativ sportlich bin, und seit dem Wiedereinstieg nicht an die Leistungsgrenze gegangen bin, sondern eher Wert darauf gelegt habe, mich langsam zu bewegen (z.B. beim Schwimmen oder Laufen)
Die Lunge wurde letzte Woche geröntgt und zeigte keine Auffälligkeiten, jedoch habe ich seit einigen Tagen ein undefinierbaren, ganz leichten Druck in der Herzgegend. Kein Stechen oder Schmerz, es fühlt sich einfach nur anders an als sonst.
Ich habe gestern meinen Hausarzt aufgesucht, der Blutwerte und Belastungs EKG gemacht hat. Das Ruhe EKG zeigte eine marginale Auffälligkeit. Die Kurve geht auf der dritten Linie leicht nach unten, statt nach oben. Deshalb hat er mich zum Kardioogen überwiesen, bei dem ich aber erst in einer Woche vorstellig werde.
Heute habe ich die Blutwerte abgeholt. Der Doc meinte es wären keine Auffälligkeiten zu sehen.
Nun ist mir aber aufgefallen, dass der GOT-Wert erhhöht ist, was zumindest laut dieser Website hier:
http://medctr.de/index.php?page=lab
auf eine Herzmuskelentzündung schließen lassen könnte.
Genau genommen ist die GOT vom 15.11. bis gestern von 42 auf 73 angestigen, vorher bewegte sie sich immer zwischen 35 und 48.
jetzt weiß ich natürlich nicht, wie hoch der Wert bei ner Herzmuskelentzündung erhöht sein kann und wie die 73 einzuordnen ist.
Wer kann mir sagen, wie der GOT-Wert einzuordnen ist? Kann der sich z.B. auch durch fettiges Essen, oder durch die Antibiotikabehanldung (seit 3 Wochen abgeschlossen) etc. erhöhen?
Hallo ich heiße Michaela,
wir haben an 29.12.2010 unseren geliebten Sohn und Bruder verloren, er verstarb einfach in der Nacht im Schlaf.Er wurde gerade mal 16 Jahre alt, es ist und bleibt bis heute unfassbar. Die Obduktion hatte ergeben das Patrick an Virus im Herzen verstorben ist, Herzmuskelentzündung.
Also wer diese Krankheit belächelt dem kann ich nur sagen:Wenn der Arzt feststellt, das man an so einer Krankheit leidet sollte man das ernst nehmen, unser Sohn hatte keinerlei Anzeichen und war noch an dem Abend bei einen Freund.Der Kripobeamte meinte Patrick hätte einfach Pech gehabt das ihm der Virus ausf Herz gegangen ist.Das schlimmste ist und bleibt das ein Mensch einfach so geht ohne das es eine Chance für uns als Eltern gab etwas zu tun.Die Trauer um Paddy schmerzt so sehr…………
mfg Michaela
Was Eurem Sohn passiert ist, tut mir sehr Leid!
Das heimtückische an dieser Erkrankung ist, dass sie kaum wahrnehmbare Symptome hat, und deshalb meistens unentdeckt bleibt – besonders dann,wenn das Herz nur nachts seine Arbeit einschränkt. Fällt man tags über um oder es wird einem schwindelig, kann wenigstens erkennen, dass etwas nicht stimmt, im Schlaf bekommt man davon ja überhaupt nichts mit.Selbst auf expliziten Verdacht hin, hat es bei mir fast eine Woche gedauert, bis Gewissheit betstand, und ich musste einige Untersuchungen über mich ergehen lassen.
Ich selbst habe die in meinem Eintrag vom Dezember beschriebenen Beschwerden gerade noch rechtzeitig gedeutet. Beim Kardiologen und im Krankenhaus wurden Herzrythmusstörungen entdeckt: Nächtiche Aussetzer von 5 – später auch von 7 Sekunden. Mein Puls ist nachts auf 30 Schläge pro Minute und weniger abgefallen. Zur Absicherung musste mir im Alter von 32 Jahren ein Herzschrittmacher eingesetzt werden.Eine Prognose über die Entwicklung und den zustad des Herzens kann man erst in 6 Monaten abgeben.
Ich kann mich nur anschließen und betonen, wie gefährlich es sein kann, Infekte zu verschleppen und weiter seinem alltäglichen, stressigen Leben nachzugehen. Mehr als einmal hätte ich z.B. beim Waldlauf einfach zusammenbrechen können. Selbst wenn mir das gottseidank erspart geblieben ist, sind die Konsequenzen für mich gravierend und werden mich zu einer Änderung vieler Lebensgewohnheiten bewegen. Von meinen Freunden wird auch niemals mehr jemand leichtsinnig zum Sport gehen, wenn er/sie merkt dass was im Anmarsch ist.
Liebe Michaela, Ich kann Euch nur alles Gute und viel Kraft wünschen.Wenn Ihr weiter über das Schicksal Eures Sohnes berichtet, kann es vielleicht wenigstens Andere davor bewahren, auch wenn das kein wirklicher Trost ist.
[…] https://landarzt.wordpress.com/2008/04/27/myokarditis-herzmuskelentzundung/ Ein Landarzt berichtet über verschiedene Themen […]
@Stefan Wenn man sich dann anschaut wie fahrlässig sogenannte Grippemittel beworben werden, bei denen uns die Werbung dann zeigt dass man damit auch locker den Arbeitstalltag bewältigt. Mit sowas gehört man aus dem Verkehr gezogen, auch um zu verhindern dass die Kollegen etc. angesteckt werden.
Borrelien-Myokarditis wird unterschätzt, ist sehr häufig (und leicht heilbar!)
Zwar wird sie im Blog-Artikel beiläufig erwähnt, aber die Zeckenborreliose scheint generell nicht sonderlich zu interessieren… (Beispielsweise Link auf eine „Reisemedizin-Seite“ einer Ärztin aus ?Ost-Fildern: dort wird die Borreliose unter VIREN eingeordnet, und es ist von „Zeckenschutzimpfung“ die Rede: Nonsense, Entschuldigung! Es handelt sich um eine Impfung gegen die recht SELTENE FSME, während die Zecken-Borreliose 100-1000x häufiger als die FSME ist! Und: Borrelien sind Bakterien, sprechen hervorragend auf das billige und gut verträgliche Doxycyclin an, Resistenzen sind nicht bekannt…)
Lieber Herr Schütte,
im April 1991 bemerkte ich bei mir Herzrythmusstörungen und Leistungsschwäche, ?Schwindel. Ich ging erstmals seit vielen Jahren zu einem Arzt, einem älteren Internisten „um die Ecke“, berichtete ihm von Dutzenden Zeckenstichen seit Kindertagen und meiner Vermutung, daß ich die Zeckenborreliose mit der „üblichen“, jedenfalls häufigen Herzbeteiligung haben könnte. Das 24h-EKG ergab hunderte von Extrasystolen / VES pro Stunde, sah „bedrohlich“ aus. Er meinte, bei meiner BSG von 1 bzw. 3 mm in der 1. und 2. Stunde sei eine BAKTERIELLE Infektion / Myokarditis generell auszuschließen (definitiv Unsinn) – und gegen die zu vermutende VIRUS-Myokarditis sei praktisch nichts zu machen. (Ich wechselte dann zu einem anderen Hausarzt…)
Mit der Zeit besserte sich meine Leistungsschwäche, die VES blieben jedoch über Jahre. Unter massivem beruflichen Streß begannen zusätzlich vielfältige weitere Beschwerden: Kopf- und Muskelschmerzen, Mißempfindungen (sensorische Neuropathie) an wechselnden Stellen, zudem Konzentrations- und Gedächtnisprobleme…
Nachdem ich die damals noch eher spärliche Borreliose-Literatur durchforstet hatte, stand für mich die Verdachtsdiagnose Borreliose / Borrelien-Myokarditis praktisch fest, obwohl ich bei mehreren serologischen Tests immer „sero-negativ“ war, auch bei einem Western-Blot (Dr. Dieter Hassler damals: „sicher keine Borreliose“ – er irrte…).
Mein Hausarzt stimmte eher widerwillig einer von mir selbst teuer zu bezahlenden Ceftriaxon-(Rocephin-)i.v.-Serie mit 15x 2g zu: Noch während der Serie verschwanden zwar nicht die VES, wohl aber Kopf- und andere Schmerzen. Als sie über Monate vereinzelt wieder auftraten, stand für den Hausarzt fest: es war eine „Placebo-Wirkung“, keine Borreliose…
Da ich aber nach weiterem Studium der wachsenden Fachliteratur bei meiner Vermutung blieb, bemühte ich 1995 eine Neurologin. Die ließ ein Kopf-CT anfertigen. Ergebnis: Basalganglien-Verkalkung. Ihr irritierend dürftiger Kommentar: ich solle mir darüber keine Gedanken machen.
Die machte ich mir aber doch, ließ ein MRT durchführen, das zahlreiche kleine „Narben“ vor allem in der weißen Substanz zeigte (Kommentar: das sei nicht selten, harmlos…- „irre“ angesichts der Tatsache, daß ich ja wegen seit Jahren bestehender wechselnder neurologischer Beschwerden zu ihr gekommen war!).
Nun wollte ich es jedoch genauer wissen (zumal meine berufliche Stellung durch kognitive Probleme gefährdet war). Eine stationäre neurologische Diagnostik ergab Endstellungs-Nystagmus, Schrankenstörung (also erhöhte Bluteiweiße im Liquor), auffällige Verlangsamung in neuropsychologischen Tests… Die eigenartige Entlassungsdiagnose lautete: Verdacht auf chronische SERO-NEGATIVE Neuroborreliose – obwohl nach (aktuellen) neurologischen Leitlinien wohl eher Verdacht auf MS in Frage kam.
6x 2g-Ceftriaxon-Infusionen noch in der Klinik blieben ohne merkliche Wirkung (kaum verwunderlich, nachdem 2 Jahre zuvor 15x 2g keine „Heilung“ bewirkt hatten). Ich hatte gelesen, daß Doxycyclin im Anschluß an Ceftriaxon i.v. vernünftig sei, setzte das in die Tat um (300 mg/d über 17 Tage) – und war verblüfft, daß einige Zeit später meine Herzrythmusstörung verschwunden war (und blieb).
Wie ist das zu erklären? Ganz einfach: es reicht im Prinzip EINE Borrelie in einer Herzmuskelzelle, um VES zu erzeugen (und intakte Borrelien sind in Kardiomyozyten nachgewiesen worden!).
Das sehr teuere polare Ceftriaxon (ß-Laktam) kommt nicht IN die Zellen, wohl aber das lipophile billige Doxycyclin. (Leute hört auf, meist pauschal von „Antibiotka“ zu reden: es handelt sich um viele Dutzend ganz unterschiedliche Substanzen, die jeweils EINZELN betrachtet und beurteilt werden müssen! WICHTIG: der Preis sagt NICHTS über den Wert aus. Doxy ist nach ca. 1/2 Jahrhundert spottbillig, aber ungeheuer wertvoll, in meinen Augen ein „Jahrhundert-Medikament“.)
Daraufhin empfahl ich 2 Arrythmie-Patienten aus meinem Bekanntenkreis einen entsprechenden Versuch mit Doxy: in beiden Fällen erfolgreich!
Meine sämtlichen anschließenden zahlreichen Versuche, etwa mit Kardiologen (Professoren…) darüber ins Gespräch zu kommen, blieben ohne jede Resonanz, eine beunruhigende Erfahrung. — Wahrscheinliche Erklärung: Herzrythmusstörungen sind ein Riesen-Geschäft für Kardiologen, oft Anlaß für die in D so „beliebten“ teueren / lukrativen Herzkatheter — wo kämen wir denn hin, wenn ein Großteil der Arrythmie-Probleme sich mit Doxy für 10-20 Euro lösen ließe?
(Fortsetzung folgt. Ich hatte meinen sehr langen Kommentar zunächst „am Stück“ abgeschickt, was aber ohne Effekt blieb: VERMUTLICH gibt es eine Längen-Obergrenze, das wird aber weder vorher noch nachher – beim fehlgeschlagenen Versuch – mitgeteilt.)
(Die Fortsetzung hat sich etwas verzögert:)
Die Literatur zum Zusammenhang Borreliose – Herzrythmusstörungen ist völlig eindeutig:
PD Dr. Dieter Hassler aus Münzesheim / Kraichgau hat zusammen mit den Mikrobiologen der Uni Heidelberg (damals Prof. Sonntag und Kollegen) eine große / großartige Langzeitstudie durchgeführt, erste Veröffentlichung – damals mit bereits über 1200 Probanden – 1992 in der DMW. (Später hat sich Hassler damit habilitiert. 2008 ein hochinteressanter Bericht im SPIEGEL, online zugänglich, inzwischen wohl rund 3000 Dorfbewohner über ca. 2 Jahrzehnte verfolgt…):
Borreliose-Durchseuchung in Münzesheim rund 17%,
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die Zecken-Borreliose ist unbehandelt IMMER CHRONISCH
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(häufige Sypmptome: chronische Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Gelenkbeschwerden, Neuropathie…), keinerlei Immunität, jederzeit Neuinfektion möglich.
(Hinweis: Durchseuchung etwa bei Jägern in Österreich bis weit über 50%!)
Wir haben es bei der Zecken-Borreliose mit einer chronischen MASSEN-Erkrankung zu tun – wobei die Häufigkeit in Deutschland von Nord nach Süd im Großen und Ganzen wohl zunimmt, vermultich abhängig von der Durchschnitts-Temperatur.
Völlig eindeutig laut Hassler et al. 1992: SEHR HÄUFIG ARRYTHMIEN verschiedener Art, jenseits jeden Zweifels durch die chronische Borreliose bedingt.
Übrigens hochinteressant: neben 207 „Seropositiven“ in dieser epidemiologischen Untersuchung von 1992 auch 11 „Seronegative“, die klinisch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit infiziert waren. (Warum Dr. Hassler bei mir 1993 bei „negativem“ Antikörpernachweis eine Borreliose ausschließen wollte, ist mir bis heute unklar…)
Allerdings arbeitet(e) Dr. Hassler mit der Pharma-Fa. Hoechst zusammen und wirbt für deren Präparat Cefotaxim (TEUER, i.v., noch weniger geeignet als Ceftriaxon) – und „hetzt“ unterschwellig gegen das m.E. ungleich bessere BILLIGE Doxycyclin. (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt… — Ich habe ein gewisses Verständnis für sein Verhalten, weil Hoechst offenbar seine große epidemiologische Langzeit-Studie finanzierte bzw. unterstützte. Ohne diese Unterstützung wäre diese weltweit ziemlich einmalige Studie wohl nicht möglich gewesen…)
Zum Thema Kardiomyopathie (etwa dilative: DCM, oft Transplantations-Indikation), die lebensgefährlich und nicht selten tödlich ist: Kardiologie-Prof. R.Gasser / Graz hat bei mehreren Dutzend DCM-Patienten diejenigen mit positiver Borrelien-Serologie antibiotisch behandelt und mehr oder minder geheilt! (Mehrfach veröffentlich.) ABER: die hiesigen „Top-Kardiomyopathie-Experten“ (etwa Maisch in MR, diverse in Berlin…) WEIGERN sich, das zur Kenntnis zu nehmen!
Ich habe mehrere erfolglose Versuche gemacht, mit dem WHO-Kardiomyopathie-Berater Pathologie-Prof. Kandolf / Tübingen über diese Frage ins Gespräch zu kommen, auch in direktet persönlicher Ansprache: überall wird nur „gemauert“…
(1x mehr kein Erfolg beim Versuch, die GANZE Fortsetzung einzustellen, deswegen nocheinmal geteilt – und dann mit dem letzten Teil ein neuer Versuch:)
Meine Schlußfolgerungen:
— Kardiologen haben Interesse an teueren Herzkatheter-Untersuchungen und -Interventionen, Transplantationen usw., aber NULL Interesse daran, den offenbar ganz erheblichen Anteil von Kardioborreliose-Patienten mit Doxycyclin für einige Euro zu heilen.
— Selbst Herztransplantierte weigern sich nach meiner Erfahrung, eine Diskussion zu dem Thema aufzunehmen. („Klar“: so einfach darf es nicht sein…)
— Die chronische Zeckenborreliose – in all‘ ihren vielfältigen Erscheinungsformen (Gelenke, Herz, Nervensystem / Neuroborreliose…) – wird von den Beteiligten seit Jahrzehnten systematisch „heruntergespielt“, ignoriert: „Geschäft“ / Profit geht völlig eindeutig vor der Klärung etwa der ENORM HÄUFIGEN Herzbeteiligung (D.Hassler-Befunde werden ignoriert).
Hier könnten die Hausärzte Wunder wirken:
Beim Verdacht auf Zeckenborreliose (insbes. Vorgeschichte / „Risikoverhalten“, Symptome wie Kopf- und andere Schmerzen…) einen Behandlungsversuch mit Doxycyclin machen. So ein Versuch kostet praktisch nichts – und bedeutet nicht selten zugleich Heilung (etwa der Arrythmie) wie auch „ex juvantibus“-Diagnose (vgl. mein eigenes Beispiel weiter oben).
Doxycyclin ist ein Standardmedikament bei Akne: wird Jugendlichen über Monate verordnet, was Beweis für die sehr gute Verträglichkeit ist, Risiko nahezu Null. — Doxy bei Akne ok, nicht aber als Versuch etwa bei Herzrythmusstörungen?!? Und wie gesagt: eine Resistenzproblematik ist bei Doxycyclin praktisch vernachlässigbar.
Meine Rede in Kursen für Medizinstudierende: Tetrazykline sind „NATURHEILMITTEL“ – der Begriff „Antibiotika“ ist hier eigentlich fehl am Platz, da sie gegen Krankheitserreger gerichtet sind – doch nicht „gegen das Leben“ = „Bio“!
Doxycyclin ist geringfügig chemisch (lipophil) verändert, optimiert: Es wird praktisch vollständig oben im Magen-Darm-Trakt resorbiert (erreicht die unteren Abschnitte mit der nützlichen Bakterienflora nicht, ist nicht zuletzt deshalb so gut verträglich), wird stark an Bluteiweiß gebunden, dadurch lange Halbwertszeit von fast einem Tag = lange Wirkungsdauer, Mini-Dosierung von 100-200 mg pro Tag, minimale Belastung des Abwassers…
UND: Doxy geht durch die Blut-Hirn-Schranke, ist also auch zur einfachen oralen Behandlung der (zentralen) NEURO-Borreliose geeignet, was nur für wenige Stoffe gilt.
In Nubien, südlich Ägypten, wurde Hirsebier bereits vor Jahrtausenden so gebraut, daß wirksame Tetrazyklin-Konzentrationen enthalten waren: Tetrazyklin wirkt „antiinfektiv“ so wie Alkohol (= Desinfektionsmittel), Milch- und Essigsäure (Naturprodukte = Konservierungsmittel).
Schluß mit der Verteufelung solcher genialer Naturstoffe als „AntiBIOtika“! Das Tetrazyklin(-Derivat Doxycyclin) ist ähnlich zu beurteilen wie etwa Essig…
Ein Jahrhundert-Medikament „aus Afrika“ – wer hätte das gedacht?
Lieber Herr Schütte, ich setze Hoffnung in Sie, daß Sie vernünftiger und vor allem menschenfreundlicher sind als die aufgeblasenen Professoren, (Pseudo-)Experten.
Vernünftiger auch als Ihr Allgemeinmedizin-Kollege D.Hassler, der von Doxycyclin bei chronischer Zeckenborreliose nichts wissen will…
Heinz J. Mensing
(aktiver Rentner nach Jahrzehnten an der Uni)