Jeden Tag fragen mich Patienten, ob ich die Impfung gegen Schweinegrippe empfehle.
Schweinegrippe verläuft leicht
Seit Anfang dieses Jahres geht die Schweinegrippe um die Welt, sie hat schon viele Namen: Grippe durch H1N1, Mexikanische oder Amerikanische oder schlicht Neue Grippe wird sie genannt. Weltweit sind bisher vermutlich mehrere Tausend Menschen an dieser neuen Grippe gestorben, in Deutschland waren es drei, erkrankt waren mehr als 25.000. Die Schweinegrippe ist eine besonders leichte Form der Virusgrippe – an der „normalen“ Grippe starben alleine in Deutschland jedes Jahr bisher 5000 bis 10.000 Menschen!
Unbekannter Verstärkerstoff
Die deutschen Bundesländer haben 50 Millionen Dosen des Impfstoffs Pandemrix® gekauft, der in Niedersachsen ab dem 30. Oktober Zug um Zug verfügbar sein soll. Pandemrix ist ein Spaltimpfstoff, der nur Teile des Virus enthält. Um mit einer kleinen Wirkstoffmenge an Virusbruchstücken auszukommen, wurde dem Impfstoff ein Immunverstärker zugesetzt. Der Immunverstärker, auch Adjuvans genannt, soll das Immunsystem des geimpften Menschen reizen, es aufmerksam machen auf die Eiweißbestandteile des verabreichten H1N1-Virus. Das Adjuvans in Pandemrix heißt AS03 und war bisher noch in keinem Impfstoff. Studien mit der neuen Impfung wurden bisher nur an einigen Tausend Versuchspersonen durchgeführt. Unter diesen Versuchspersonen waren keine Schwangeren und nur wenige Kinder. Dies reicht in meinen Augen nicht aus, um diesen Impfstoff allgemein zu empfehlen.
Adjuvantien in Impfstoffen waren schon oft die Ursache seltener, aber schwerwiegender Nebenwirkungen.
Besserer Impfstoff für Minister und Soldaten?
Cellvapan®, der Impfstoff für die Bundesregierung und die Soldaten, ist übrigens auch nicht der beste. Cellvapan ist aus dem ganzen Virus hergestellt, im Vergleich zum Spaltimpfstoff hat er mehr Nebenwirkungen, dies ist schon seit langem bekannt.
Der ideale Impfstoff wäre der Spaltimpfstoff ohne Wirkverstärker, wie er jedes Jahr und schon seit langer Zeit und mit guter Verträglichkeit für die übliche jährliche Grippeimpfung eingesetzt wird. Dieser Spaltimpfstoff ohne Adjuvans wird und wurde in den USA, China und Australien eingesetzt. Warum die deutschen und europäischen Behörden einen anderen Weg beschrittenen haben, bleibt im Verborgenen.
Spaltimpfstoff ohne Wirkverstärker gibt es nicht in Deutschland und auch nicht in Europa. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin empfiehlt aber genau diesen Impfstoff für Schwangere. Ob und wann dieser Impfstoff in Deutschland zur Verfügung stehen wird, weiß niemand so genau.
Bei der Entscheidung für oder gegen die Impfung müssen wir abwägen: Auf der einen Seite steht ein Impfstoff, der bisher noch nicht ausreichend erprobt wurde. Auf der anderen Seite steht eine Virusinfektion, die sich bisher als relativ harmlos erweist.
Nur in besonderen Fällen zu empfehlen
In besonderen Fällen, in denen jede Infektion – auch die leichteste – lebensbedrohlich werden kann, kann eine Impfung vielleicht erwogen werden. Als Massenimpfung für jedermann gewiss nicht.
Menschen über 60 infizieren sich übrigens seltener als die im Alter unter 30.
Quellen und weitere Informationen
Das Bundesministerium für Gesundheit informiert über den Ablauf der Impfkampagne
Das Paul Ehrlich Institut informiert über die Grippeimpfstoffe
Das Robert Koch-Institut in Berlin zur Neuen Influenza
Arzneitelegramm: „H1N1: FEHLEINSCHÄTZUNGEN, HAFTUNGSFREISTELLUNG UND VIEL GELD“
Deutsches Ärzteblatt:“ Neue Grippe: Impfung offiziell empfohlen“
danke für die sehr ausführlich und verständliche Info
Frage: Wenn der Virus mutiert, dann würde mir die jetzige Impfung auch nicht helfen oder? Es muss doch erst ein NEUER Impfstoff hergestellt werden?
Ja endlich mal so erklärt das es alle verstehen.
@Su-Mu: Wenn der Virus mutiert, muss wahrscheinlich auch ein neuer Impfstoff her. Befürworter der Impfung argumentieren aber, dass ein Austausch von Erbmaterial zwischen normalen Grippeviren und Schweinegrippenviren nicht so leicht passieren kann, wenn viele Menschen gegen beide Typen geimpft sind.
Außerdem wird behauptet, dass der Wirkverstärker in Pandemrix die Wahrscheinlichkeit erhöhe, dass der Impfstoff auch vor zukünftigen Mutationen des Schweinegrippevirus schützt.
Ich und viele meiner Kollegen halten dies jedoch für reines Wunschdenken, also wenig belegt durch wirkliche Forschungsergebnisse.
Und an alle: Danke für die Blumen. Ich freue mich immer, wenn alle verstehen können, was ich sagen will.
Sehr guter Artikel. Die Fakten kurz und knapp – und verständlich … Danke !!!
Und… wie entscheiden sich die Patienten?
Hallo!
Toll, super!! Ich habe fast ausschließlich mit Schwangeren und stillenden Frauen zu tun. In meinem Forum will sich so recht keine davon impfen lassen.
Ich selber bin keine grundsätzliche Impfgegegnerin, nur etwas kritisch. 🙂
Zudem weiß ich sehr genau, wie schwierig es ist, sich in der Medzin verständlich auszudrücken.
Gerade versuche ich mich darin, Osmose in den Zellen zu übersetzen.
Vielleicht finde ich bei Ihnen etwas dazu.
Gruß
[…] Meine Impfempfehlung zur Schweinegrippe « Nachrichten vom anderen Ende der Medizin a few seconds ago from seesmic […]
[…] Meine Impfempfehlung zur Schweinegrippe « Nachrichten vom anderen Ende der Medizin a few seconds ago from seesmic […]
@Martin: Die meisten wollen sich nicht impfen lassen. Ich führe eine Liste mit Impfwilligen, zehn davon müssen zusammenkommen, damit ich eine „Portion“ Impfe aufmachen kann. Es gibt die Schweinegrippe nur im 10er Pack und der muss nach 24 Stunden aufgebraucht sein. Auf der Liste stehen bis jetzt zwei Patienten, heute wird die Liste vier Tage alt.
Gefragt werde ich jeden Tag rund zwanzig mal – also wollen sich rund 2 von 80 impfen lassen. (Allerdings steht bei vielen der Entschluss schon länger fest, auch ohne das Gespräch bei mir.)
@marliesh4you: Leider habe ich noch nichts über Osmose geschrieben. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
falls bei deinen Patienten Nebenwirkungen auftauchen, wäre es interessant, wenn du das auch dann hier veröffentlichen würdest.
Siehe diese Studie.
Was ist das bitte wieder für ein Unsinn? Auf jedem Sender wird wieder vor einer „Pandemie“ gewarnt? Kennen wir das nicht schon irgendwoher? Was ist bitte aus der Vogelgrippe geworden, die ja die halbe Menschheit auslöschen sollte?
Und im Nebensatz wird erwähnt, dass der Tamiflu-Absatz der Firma Roche wieder explodiert – die scheinen wirklich sehr gute PR-Leute zu haben. Da muss halt eine neue „Sau“ durchs Dorf getrieben werden, wo sich kein Mensch mehr für die Vogelgrippe interessiert. Und in zwei Jahren ist’s dann wahrscheinlich die Katzengrippe, gegen die das Wundermedikament Tamiflu ebenfalls hilft…
@Günter Schütte
ja schade, ich werde mir wohl selber eine Übersetzung einfallen lassen müssen. 🙂
Sorry für das „off“.
@günter schütte
es ist von bisher 30000 infizierten in deutschland die rede.
das heißt; die bereits erfolgreich genesenen sind ebenfalls enthalten – oder ??? wieviele geschätzte aktiv erkrankte gibt es denn ihrer meinung nach zur zeit in deutschland wirklich ??? wann ist ihrer meinung nach die schweine- grippewelle überstanden … ?! vielen dank
@maja, @Günter Schütte: wenn du schon mal dabei bist die Kristallkugel zu befragen hätt ich dann gerne gleich noch die Lottozahlen für nächste Woche 😉
Nee, im Ernst: Es gibt wohl ne ordentliche Dunkelziffer bei den Erkrankten, von daher ist doch die einzige wirklich zuverlässige Zahl die Zahl der gemeldeten, bestätigten Fälle, die somit als Untergrenze zu verstehen ist. Alles darüber hinaus ist reine Hellseherei.
@maja: Die Genesenden sind in der Zahl enthalten. Ich denke, dass die Zahl der tatsächlich Erkrankten erheblich höher liegt.
Gerade weil die Schweinegrippe oft so leicht verläuft, wird sie sicher oft als „Erkältung“ verbucht.
Der Höhepunkt der Schweinegrippewelle ist im Winter: Dezember/Januar/Februar zu erwarten.
@ Benedicta: Mit Sicherheit ist die Dunkelziffer erheblich. Es gibt aber kaum eine Möglichkeit, diese Dunkelziffer genau zu erfassen.
Wir müssten bei jedem Patienten mit Schnupfen/Halsschmerzen/Husten einen Abstrich aus der Nase und dem Rachen entnehmen und auf H1N1 – Viren untersuchen.
Ich weiss nicht genau, was diese Untersuchung pro Patient kostet – aber so als Untergrenze würde ich 20, 30 Euro schätzen, vermutlich eher mehr.
Multiplizier diese Summe mit den Millionen Erkältungskranken, und du weißt, warum allein aus Kostengründen niemand die wirkliche Anzahl der Schweinegrippekranken kennen kann.
[…] Weiter auf dem Blog des Arztes […]
Du wurdest geentert:
http://piratedoc.wordpress.com/2009/10/31/landarzt/
Man liest hier immer gern und stöbert nach gut recherchierten Übersichten zu relevanten Themen.
Klasse: In Ihrem kurzen Artikel habe ich nun mehr Details insbesondere über den Immunverstärker erfahren als in jedem von mir bisher dazu gelesenen Zeitungsartikel – herzlichen Dank!
Ist es nun aber nicht auch so, dass sich dieser Virus im Verlauf der nächsten Wochen oder Monate auch so sehr verändern kann oder könnte, dass eine Impfung mit dem für Schwangere empfohlenen Impfstoff (sofern dieser denn hier „erhältlich“ sein wird) beispielsweise im Dezember oder Januar ohnehin schon nicht mehr wirkungsvoll wäre (weil auf den Ursprungstyp des Virus ausgerichtet)?
@ Frau Maus: Das ist natürlich möglich. Mutationen kann man schlecht vorhersagen. Kann sein, dass der alte Impfstoff dann noch passt, kann sein, er ist völlig wirkungslos.
Grippeviren mutieren in aller Regel schnell. Deswegen ist ja auch jedes Jahr ein neuer Impfstoff gegen die saisonale Grippe erforderlich.
http://www.belfasttelegraph.co.uk/news/local-national/boy-rushed-to-hospital-after-swine-flu-jab-14543347.html
in Englisch aber sehr aufschlussreich….
Ich gehöre als Krebs- und jetzt auch wieder Chemopatientin zur Risikogruppe und damit theoretisch zu denen, die sich impfen lassen sollten – und gehe doch davon aus, dass gerade mir die Impfung eher schadet als nützt.
Mein Argument: Wie sollen meine derzeit (am Freitag, also vor Chemobeginn!) knapp 3000 Leukozyten mit dem Impfstoff klar kommen, wenn ich eigentlich schon wieder mit Mundschutz herumlaufen müsste, weil selbst ein harmloser Schnupfen mir gefährlich werden kann?
Was mir meine Ärzte empfohlen haben? Der eine so, der andere so… Ich verlasse mich mal wieder auf meine Intuition, die mich gut durch das letzte Jahr gebracht hat. Liege ich damit falsch?
Grüße, Gina
Imo ist die Immunisierung gegen Infektionen durch eine Schutzimpfung eine der wichtigsten Entdeckungen und Techniken der Medizin überhaupt.
Ärzte, die ihren Patienten von der Schutzimpfung abraten, handeln in meinen Augen unverantwortlich. Es geht doch darum, die Infektionskette zu unterbrechen.
Dass eine Pandemie bevorsteht, weiß man seit langem. Man weiß nur nicht, wann sie kommt. Wenn wir also mit Hilfe unseres menschlichen (begrenzten) Verstandes erwarten können, dass eine weltweite Grippewelle unmittelbar bevorsteht, ist es richtig, das ‚menschenmögliche‘ zu unternehmen, und das ist nun mal die Schutzimpfung.
Ich habe vor kurzem eine Auffrischimpung (Diphterie, Tetanus) machen lassen und hatte anschließend eine Woche lang ein Druckgefühl (Schmerz kann man das wohl kaum nennen) an der Impfstelle. Kein Hahn kräht danach.
Nach der Schweinegrippeimpfung fühle ich mich ein wenig abgeschlagen und matt, der Arm schmerzt ein wenig. Sowas als ’schwere Nebenwirkungen‘ zu bezeichnen, grenzt an Quacksalberei.
Also liebe Ärzte: Wenn jemand mit dem Impfstoff ein wenig Geld verdient, ist das in unserer Marktwirtschaft legitim.
Lasst mal die Kirche im Dorf und schickt die Leute schleunigst zur Impfung!
Hi. Ich habe mich impfen lassen. Die Nebenwirkungen hielten sich im Rahmen. Wen das interessiert: Habe die Nebenwirkungen chronologisch notiert am Ende meines Blogposts über die Schweinegrippe Impfung in Hamburg.
http://link.hamburg.de/schweinegrippe-hh
Grüße aus Hamburg,
Qu
Liebe Gina, leider darf ich im Web keine individuelle Beratung durchführen. Ich denke, Sie müssen die Entscheidung für oder gegen die Impfung ganz persönlich treffen, nach der Beratung mit Ihrem Hausarzt natürlich – der ihre individuelle Situation besser kennt als ich.
@Gammamann und Qu: Schön, dass Sie die Impfung vertragen habe. Wir hoffen jetzt auch mit Ihnen, dass die Impfung Sie vor einer Infektion mit H1N1 schützen möge und Ihnen schwerwiegende Komplikationen erspart bleiben.
Für eine umfassende Beurteilung der Verträglichkeit eines Impfstoffs reichen leider zwei Erfahrungsberichte nicht aus. Dazu braucht es viel größere Zahlen, um diesen neu geschaffenen Impfstoff beurteilen zu können.
Schade eigentlich, denn wir haben ja einen gut verträglichen Impfstoff: Den alljährlichen „Routineimpfstoff“ gegen die alljährlich wiederkehrenden Grippeviren.
Auch die Impfung gegen Schweinegrippe hätte man auf dieselbe Weise herstellen können – und tatsächlich wird dies in den USA so gemacht.
Unseren – europäischen – Impfstoff wollte die amerikanische Zulassungsbehörde gar nicht zulassen – wegen des unerprobten Adjuvans.
Die Schweiz hat Pandemrix® nur für Personen über 18 und unter 60 Jahren zugelassen. Begründung: Zuwenig Erprobung in den betreffenden Altersgruppen – also den Jugendlichen und Kindern und den ganz Alten.
Selbst die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut empfiehlt für Schwangere einen Spaltimpfstoff ohne Adjuvans (also den herkömmlichen Grippeimpfstoff), weil hierfür bessere Erfahrungen vorliegen. (Nur gibt es den bis jetzt noch gar nicht in Europa zu kaufen.)
@Gammamann: Über Geld habe ich gar nicht geredet, oder lesen Sie hier was anderes?
Wird dieser denn noch kommen?
Nachdenkseiten: Die neue Schweinegrippe-Impfung, Hintergründe und Fakten
ich werde mich nicht impfen lassen, die nebenwirkungen sind zu hoch.
Es geht nicht um gute oder böse Pharmaindustrie. Es geht um Nachdenken und Abwägen von Schaden und Nutzen. Warum gibt es hier unterschiedliche Impfstoffe, z.B. für Minister und Volk? Warum wurde ein Wirkverstärker eingesetzt, der nicht ausreichend getestet wurde? Warum gibt es in Deutschland bisher für alle Normalos nur einen Impfstoff? Warum wird dieser in unseren Nachbarländern nicht für die Personen eingesetzt, die bei uns als Risikopatienten gelten? Warum vergleicht niemand die Statistiken der Schweinegrippe mit denen der saisonalen Grippe? Lauter Fragen, auf die ich bisher keine ausreichende Antwort habe. Und da ich die Verantwortung dafür habe, dass mein Kind auch in einigen Jahren noch gesund ist, kann ich bisher keine SG.Impfung verantworten.
Interessant auch RKI-Empfehlungen ( http://www.rki.de/cln_100/nn_1493928/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2009/41__09,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/41_09.pdf ): bisher gibt es NUR für Beschäftigete in Gesundheitswesen/Wohlfahrtpflege, chronsch Kranke und Schwangere eine Impfempfehlung. Die Impfempfehlung der STIKO schützt den Arzt. Andere Gesund und Kinder sind im Moment nicht erfasst – ob man sich da als Arzt auf eine Wunschimpfung einlassen sollte?
Nur noch wenige der heute Lebenden können sich an die Schrecken einer Epidemie erinnern (dank Schutzimpfungen). Daher haben die Leute heute mehr Angst vor der Impfung als vor der Krankheit.
„…
Mit der H1N1-Impfung schützen Eltern zudem nicht nur ihr eigenes Kind, sondern auch andere Familien: Schulkinder, gelten als der „Motor einer Influenza-Übertragung“. Durch den engen Kontakt im Klassenraum breiten sich Viren hier besonders leicht aus.
…“
aus: http://www.zeit.de/online/2009/18/schweinegrippe-fragen-und-antworten?page=1
Zurzeit schlägt übrigens die Stimmung gerade um:
„…
Innerhalb weniger Tage habe sich die Einstellung der Bevölkerung zur Impfung gegen die Schweinegrippe komplett gedreht. Waren zuvor viele Menschen noch wegen der Nebenwirkungen skeptisch, gebe es jetzt einen regelrechten Ansturm auf die Praxen. „Manche empfinden es als geradezu lebensbedrohlich, wenn sie die Impfung nicht sofort erhalten“, sagte Köster.
…“
siehe: http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,659571,00.html
Ich wünsche den letzten aufrechten Impfgegnern viel Kraft!
@SuMu: Ich weiß nicht, wann der Impfstoff ohne Adjuvans (Panenza®) kommt, angekündigt ist er für November. Wenn er kommt, wird er vermutlich zunächst nur Schwangeren zur Verfügung stehen.
oder man zahlt selber die Differenz?
dann wären ja drei Impfstoffe auf dem Markt, für die saisonale Grippe Impfung gibt es doch nur dein EINEN oder?
Diese Impfstoffe gibt es.
Keine Ahnung, ob irgendeine Zahlung da etwas ausrichten kann..
Richtig, gegen die saisonale gibt es nur einen Impfstoff. Dies ist ein sogenannter Spaltimpfstoff (Virusbruckstücke) ohne Wirkverstärker (Adjuvans).
Gegen die Schweinegrippe gibt es Pandemrix® – den Impfstoff „fürs Volk“ , bestehend aus einem Spaltimpfstoff und dem Wirkverstärker (Adjuvans) sowie den Impfstoff für Regierung und Soldaten. Dieser Impfstoff heißt Cellvapan®und ist ein Ganzkeimimpfstoff, besteht also aus abgetöteten, vollständigen Viren. Das Impfen mit Ganzkeimimpfstoffen hat man schon vor Jahren aufgegeben, Spaltimpfstoffe erwiesen sich als verträglicher.
Der dritte Impfstoff – Panenza® – ist meines Wissens noch nicht verfügbar. Er ist so aufgebaut wie die übliche saisonale Grippeschutzimpfung: Spaltimpfstoff ohne Wirkverstärker. Er soll für die Impfung von Schwangeren eingesetzt werden.
Diesen Impfstoff hätte ich und viele meiner Kollegen uns für alle Patienten gewünscht – er ist bewährt und nebenwirkungsarm. In den USA, in Australien und auch in China ist man diesen Weg gegangen. Der Wirkverstärker aus dem Impfstoff Pandemrix® erhielt in den USA keine Zulassung.
Danke für den Beitrag, in unserer fünfköpfigen Familie rätseln wir schon seit Wochen ob und wer sich impfen lassen sollte. Jetzt sind wir etwas schlauer….
Moin Herr Schütte,
– vorab vielen Dank für Ihr sehr umfassendes Informationsangebot rund um Medizin –
zum H1N1-Impfstoff habe ich aus Apothekenkreisen gehört, dass Spaltimpfstoff und Adjuvantien getrennt geliefert werden (als Pulver?) und dann dort zusammengefügt werden (ab dann stark begrenzte Haltbarkeit).
Wenn das stimmt, würde es den Ideal-Impfstoff ja längst geben. Allerdings stehen dann natürlich um den Faktor X (10?) weniger Impfdosen zur Verfügung.
Kann das sein?
Grüße vom Ork
@Mork:
Ja, die Impfungen werden in zwei Fläschchen angeliefert. In dem einen ist das Antigen (= die Virusbruckstücke), im anderen ist eine Flüssigkeit, die unter anderem das Adjuvans (= den Wirkverstärker) enthält.
Pandemrix® enthält 25 % der Antigenmenge der üblichen Grippeimpfung. Man könnte also auf die Idee kommen, das Antigen nicht mit der angelieferten Adjuvansflüssigkeit, sondern z.B. mit einer Kochsalzlösung zu vermischen und die vierfache Antigenmenge zu verimpfen.
Leider ist dies nicht möglich, weil der Impfstoff so nicht getestet und zugelassen wurde.
Verstösst der Arzt gegen die Anwendungsvorschrift, dann haftet er auch in den (Nebenwirkungs-)Fällen bei denen sonst der Hersteller (in diesem Fall: der Staat) haften müsste.
Wenn diese Nebenwirkungen einmal sehr heftig ausfallen und zur Invalidität des Impflings führen, dann kann dies die Existenz des Arztes ruinieren. Seine Haftpflichtversicherung wird nicht zahlen, weil man ihm Vorsatz unterstellen wird.
Die einzige Lösung wäre, den Hersteller davon zu überzeugen, eine Nachzulassung für eine solche Anwendung zu beantragen.
Aber wieso sollte der Hersteller das tun? Er hat den Impfstoff ja bereits an den Staat verkauft.
Um es mit Radio Eriwan zu sagen: Im Prinzip haben Sie recht, aber …
@gammamann: Anders als die landläufigen Medien hat der Kollege Schütte hier sehr ausgewogen und verantwortungsbewuss informiert. Das ist übrigens die Aufgabe eines Arztes – weniger das Nachbeten von interessengesteuerten Meinungen repektive das Einstimmen in die weitverbreitete Panikmache oder gar das Spiel mit der Angst der Patienten.
Man kann hinsichtlich der Schweinegrippeimpfung zu unterschiedlichen Meinungen kommen. Fest steht aber, eine Impfung ist nicht allein empfehlenswert, weil sie zur Verfügung steht. Die Indikation muss stimmen.
Es gibt mehr als 200 Viren, die ähnliche Symptome und Verläufe machen wie die Schweinegrippe (einschl. potentieller Komplikationen), soll gegen jeden geimpft werden?
Das Problem ist nicht die sog. pandemische Grippe, sondern unsere selektive Sichtweise. Picken sie sich einen der 200 anderen Atemwegsinfektionen verursachenden „harmlosen“ Viren heraus, unterziehen sie ihn dem gleichen globalen Monitoring und sie werden den gleichen sinnlosen Hype haben.
„…
Das Problem ist nicht die sog. pandemische Grippe, sondern unsere selektive Sichtweise. …“
Für eine ausgewogene Information bin ich nicht auf den Kollegen Schütte angewiesen. Jeder kann sich heutzutage umfassend und objektiv im Internet informieren, es sei denn, seine selektive Sichtweise lässt ihn nur das finden, was er zu finden hofft – nämlich Belege für seine Voreingenommenheit.
Das Problem ist, dass offenbar eine so simple Milchmädchenrechnung wie die hier aufgestellte viele Zeitgenossen überfordert. Heute kann niemand garantieren, dass es sich nicht um eine Pandemie handelt oder dass das Virus nicht mutiert. Somit ist mein Risiko geringer, wenn ich mich impfen lasse. Warten wir die Auflösung doch einfach ab.
Wie dem auch sei … s´is merkwürdig ruhig geworden da herinnen :-]
Nur zwei Fragen, lieber Gammamann:
1. Es sagt zwar wenig über die Gefährlichkeit eines Erregers aus, sondern nur über seine Verbreitung, aber lt. WHO handelt es sich bei der Schweinegrippe doch um eine Pandemie. Diese Garantie haben wir also, oder?
2. Was nützt die Impfung, wenn das Virus mutiert, wie Sie befürchten?
Ich bin kein Mediziner, habe aber gerade einen Beitrag zu den Impfrisiken verfasst, speziell Pandemrix und dem Adjuvans Squalen.
Über Meinungen und Kritiken würde ich mich sehr freuen.
http://dbaezol.wordpress.com/2009/11/12/risiken-bei-der-impfung-gegen-schweinegrippe/
Mich würde interessieren, wie viele Menschen nach der saisonalen Grippe-IMPFUNG gestorben sind, gibt es da Aufzeichnungen?
@ blogZicke: Nein, wirklich verlässliche Zahlen dazu kenne ich nicht.
Ich gehe aber davon aus, dass es so gut wie nie tödliche Komplikationen nach Grippeimpfung gibt, weder nach der herkömmlichen noch nach der H1N1-Impfung.
In seltenen Fällen kann es nach jeder Impfung zu heftigen Allergien kommen, schlimmstenfalls kann ein so genannter allergischer Schock auftreten.
Bei fachgerechter Behandlung kann er in der Regel überwunden werde, unbehandelt endet er nicht so selten tödlich.
Von einem allergischen Schock nach H1N1-Impfung in Deutschland habe ich gehört, der führte aber nicht zum Tod, der Patient ist meines Wissens nach wieder wohlauf.
Eine übersichtliche, informative und für den Laien verständliche Seite jenseits des so oft schon gelesenen Hysteriewahns.
Dankeschön!