Eine neue Studie aus den Vereinigten Staaten, die gestern in der Zeitschrift Tobacco Control veröffentlicht wurde, weist darauf hin, dass sowohl Nikotinpflaster als auch Nikotinkaugummis in der Raucherentwöhnung unwirksam sind.
787 Raucher, die kürzlich das Rauchen aufgegeben hatten, wurden nach zwei und vier Jahren nachbefragt. Zu jedem Termin hatte ein Drittel wieder angefangen, unabhängig davon, ob sie ein Nikotinpflaster- oder Kaugummi benutzt hatten oder nicht.
Übergewicht verkürzt das Leben in gleichem Maß wie Rauchen. Zu diesem Ergebnis kommt eine interessante Studie schwedischer Forscher am Karolinska Institut, der Universitätsklinik von Stockholm in Schweden.
Sie verfolgten die Daten von 45.920 jungen schwedischen Männern, die vor rund 38 Jahren im Alter von 18 Jahren gemustert wurden. Sie verglichen die Angaben zum Rauchverhalten und den Body Mass Index mit den Sterbedaten in den folgenden Jahren.
Die Grafik (Quelle: Karolinska Institut) zeigt die Ergebnisse ihrer Studie. Auf den ersten Blick sieht das Ergebnis kompliziert aus. Aber so schwer ist es nicht: Sie sehen drei Reihen von jeweils fünf Säulen hintereinander. Die erste Reihe zeigt die Nichtraucher, die zweite die schwachen Raucher und die dritte repräsentiert die starken Raucher. In jeder Reihe stehen ganz links die stark Übergewichtigen, medizinisch die „Adipösen“ (BMI größer als 30). Rechts finden sie die Männer mit starkem Untergewicht (BMI kleiner als 17).
Am besten dran sind die normalgewichtigen und leicht untergewichtigen Nichtraucher: In einem Jahr sind von 10.000 Personen 11 Todesfälle zu beklagen. Die Gruppe der übergewichtigen Nichtraucher – in der ersten Reihe ganz links – weist 25 Todesfälle auf, genauso viel wie die normalgewichtigen Raucher – dritte Reihe Mitte hinten.
Das höchste Risiko für einen vorzeitigen Tod haben die stark übergewichtigen Raucher – ganz links hinten – in dieser Gruppe sterben 54 pro 10.000 und Jahr – das sind fast fünf mal so viel wie bei den normalgewichtigen Nichtrauchern!
Fazit: Nicht nur das Rauchen, sondern auch das Übergewicht muss schon bei jungen Leuten als Risikofaktor energisch angesprochen werden. Kommt beides zusammen, steigt das Risiko auf einen vorzeitigen Tod um das Fünffache!
Nach Pschyrembel’s Klinischem Wörterbuch (261. Auflage), einem Standardwerk seit Jahrhunderten, spricht man von einer körperlichen Sucht (= Abhängigkeit), wenn:
1.) eine Toleranz (= Gewöhnung) an das Suchtmittel eintritt, der Süchtige also immer mehr von der Droge vertragen kann und wenn
2.) nach dem Absetzen der Substanz Entzugssymptome auftreten: Unruhe, Depression, Schwitzen etc. oder der Süchtige die Substanz nur noch konsumiert, um diese Entzugssymptome zu vermeiden.
Eine seelische (psychische) Abhängigkeit zeigt sich neben anderem dadurch, dass eine Substanz weiter konsumiert wird, obwohl der Konsument genau weiß, dass er sich damit schadet.
(Ich habe die Pschyrembel Definition in meine eigenen Worte gefasst und nur die Teile wiedergegeben, die auf das Rauchen passen.)
Die Antwort ist also ziemlich eindeutig: Rauchen ist (in aller Regel) eine Sucht – in rund 90 % der Fälle. Die sogenannten „Genussraucher“ – Menschen, die nur hin und wieder qualmen, stellen die absolute Minderheit dar.
Schwere Entwöhnung, der Arzt als Vorbild ?
Nichtraucherkurse haben eine schlechte Erfolgsrate: Eine Abstinenzrate von 20 % nach einem Jahr gilt als gut.
Eigentümlicherweise wird der Rat des Arztes anlässlich einer akuten Erkrankung erstaunlich oft befolgt, das zeigen meine eigenen Erfahrungen. Leider vergessen wir den entscheidenden Hinweis zu oft in der Routine und Hektik des Alltags.
Rauchende Ärzte geben übrigens seltener den Hinweis auf das Rauchen als Ursache einer Krankheit als ihre nichtrauchenden Kollegen. Ärzte rauchen in Deutschland nicht öfter als die Durchschnittsbevölkerung, wie der Autor des Ärztehasserbuchs Dr. med. W. Bartens meint. 20 % der Ärzte rauchen, 33 % ihrer Patienten. Aber: 20 % sind noch zuviel. In den USA wird schon in der Ausbildung der Medizinstudenten Wert auf Nikotinabstinenz gelegt und die Vorbildrolle des Arztes betont. In den Vereinigten Staaten rauchen nur 5 % der Ärzte. Vielleicht sollte man hier einmal ansetzen.
Nach meiner Überzeugung ist Rauchen eine Abhängigkeitserkrankung. Eine besondere Vergütung brauchen die Ärzte nicht, um ihre Patienten von den Vorzügen der Nikotinabstinenz zu überzeugen. Aber etwas mehr Motivation und vielleicht noch ein bisschen mehr eigenes Nichtrauchertraning.
(Um Missverständnissen vorzubeugen: Der Autor dieser Zeilen ist Exraucher.)
Rauchen erhöht das Risiko, an einem Diabetes Typ II, dem sog. Erwachsenendiabetes – früher Altersdiabetes genannt – zu erkranken. Carole Willi von der Universität Lausanne in der Schweiz hat 25 Studien mit 1,2 Millionen Teilnehmern zu dieser Frage zusammengefasst, berichtet heute das Deutsche Ärzteblatt. Er kam dabei zu dem überraschenden Ergebnis: Waren früher nur Übergewicht oder Bewegungsmangel oder beides neben der Vererbung als Risikofaktoren bekannt, so weiß man seit heute: Aktive Raucher haben ein um 44 Prozent erhöhtes Diabetes-Risiko, bei Ex-Rauchern erhöht sich das Risiko um 29 Prozent. Nach einer amerikanischen Studie könnten 12 Prozent aller Erkrankungen an Diabetes auf das Rauchen zurückzuführen sein.